Die Klasse 8B des Paulsen-Gymnasiums in Berlin-Steglitz hat im Rahmen ihres Ethikunterrichtes im September ein Projekt zur Unterstützung obdachloser Menschen gestartet und die gesammelten Spenden persönlich an zwei soziale Einrichtungen der GEBEWO – Soziale Dienste – Berlin gGmbH überbracht.
Innerhalb dieses Projektes hat die Klasse die gemeinsame Entscheidung getroffen: „Wir möchten einen Kuchenverkauf veranstalten, der einen gemeinnützigen Zweck verfolgt.“ So entstand in Abstimmung zwischen der Jugendarbeit der Schule, der Klassenleiterin und den Schüler:innen ein durchdachtes und nachhaltiges Konzept. Im ersten Schritt nutzten die Jugendlichen den anstehenden Gartenarbeitstag der Schule, um einen Kuchenverkauf selbst zu organisieren und alle Einnahmen zu spenden. Es kamen 230,00 € zusammen.
Nachdem die Klassensprecher:innen Paul und Akibe sich mit Unterstützung der Klassenlehrerin an die Berliner Kältehilfe gewandt hatten, wurde der Kontakt zur GEBEWO vermittelt. Es wurde bekannt gemacht, dass die Schüler:innen der 8B drei Wochen lang in der ersten großen Pause Sachspenden sammeln würden. Diese gingen an die NÜF, eine Notübernachtung für Frauen, und an eine Arztpraxis für obdachlose und bedürftige Menschen am Stralauer Platz. Dabei lernten die Schüler:innen, dass nicht nur große, warme Kleidungsstücke benötigt werden – ein großer Teil der obdachlosen Menschen ist männlich -, sondern auch Hygieneartikel, Lebensmittel, Medikamente und, zur Überraschung der Jugendlichen, sogar Kondome. Denn Sicherheit ist immer wichtig.
Schwer bepackt machten sich schließlich die Schüler:innen auf den Weg, um alles selbst vor Ort abzugeben und sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Sie kamen mit den Helfenden ins Gespräch und erhielten einen Eindruck, welche bemerkenswerte Arbeit hier geleistet wird und wie dringend diese benötigt wird.
Die Jugendlichen wollten aber noch mehr verstehen: Wie ist es wirklich, obdachlos zu sein? Über den Verein „Querstadtein e.V.“ erhielten sie die Möglichkeit eines Perspektivwechsels durch eine Tour durch Berlin. Sie trafen Uwe Tobias am Tränenpalast und er nahm sie mit durch seinen ehemaligen Kiez. Alle Blicke folgten seinem Finger, als er zeigte: „Diese Parkbank war mein Zuhause.“ Später war auch eine der Granitwannen vor dem heutigen Bodemuseum ein geschützter Schlafplatz. „Heute ist es schwer geworden“, erzählte er. „Früher gab es noch leerstehende Häuser und nicht so viel Kameraüberwachung, da fand man leichter einen Unterschlupf.“ Dann durften die Schüler:innen aus den mitgebrachten Utensilien selbst versuchen, einen Schlafplatz zu bauen, der möglichst gut vor Kälte schützt. Eineinhalb Stunden lang hörten die Jugendlichen ihm zu, stellten Fragen und erhielten Antworten. Im Ethikunterricht reflektierten sie anschließend über ihre Erkenntnisse aus den letzten Wochen. Sie erhielten einen Einblick in eine völlig andere Welt. Schließlich waren sie sich einig: „Wir haben aus dem Projekt gelernt, dass es eigentlich ganz einfach ist, jemandem zu helfen. Wir würden sehr weit kommen, wenn alle sich Gedanken um andere Menschen machen würden. Menschen, denen es nicht gut geht, dürfen nicht ignoriert werden. Es muss nicht immer ein solch großes Projekt sein. Schon ein Lächeln bewirkt, dass sich Menschen wertgeschätzt fühlen.“