Corpus Delicti
Paulsen Gymnasium

Am 20.03.2025 begeisterte unser DS Grundkurs Q4 unter der Leitung von Frau Memmler die ausverkaufte Aula mit ihrer Version von Corpus Delicti! 

Schon beim Kartenkauf wird den Zuschauer*innen klar: Dieser Abend wird nicht nur leichte Kost. Mit der schon längst verdrängten FFP2 Maske in der Hand, in der das Programm enthalten ist, drängen die Zuschauer*innen in die ausverkaufte Aula und scheinbar hat das Stück schon begonnen, denn auf der Bühne stehen bereits die Darsteller*innen des Kurses, alle in weiß gekleidet, alle FFP2 Masken tragend und säubern taktgleich die Bühne.

Kurze Zeit später ertönt der eindringliche Beat von Queens „Another one bites the dust“ und das monotone Putzen löst sich auf zugunsten einer Tanzperformance mit Besen. Sekunden später befinden sich die Zuschauer*innen in einer neuen Realität ein paar Jahre in der Zukunft!? Eine Realität, die geprägt ist durch die METHODE, eine Staatsform, die vor allem die Gesundheit als oberste Priorität sieht. Stärkster Vertreter dieser METHODE ist der Journalist Heinrich Kramer, beeindruckend dargestellt durch Alexander Reinert, der wiederholt predigt, die METHODE sei unfehlbar. Dem stimmt auch Mia Holl, fantastisch inszeniert von Maylea Stibbe, zu. Als Biologin steht sie hinter dem System und verteidigt es, wenn nötig, auch vor ihrem freigeistigen Bruder Moritz, den Ben Boé zum Leben erweckt, der aber alsbaldig einen dramatischen Suizid begeht, weil das Leben ein Angebot ist, das er auch ablehnen kann. Das Publikum bleibt geschockt zurück, während die Körperpuppe von der Stellwand hängt und kann so Mias Situation nachempfinden, die um ihren Bruder trauert.

Mias Überzeugungen geraten ins Wanken und sie beginnt das System zu hinterfragen, das ihren Bruder eines Mordes beschuldigt und ihn in den Freitod drängt. Ihre Zweifel werden verkörpert durch die ideale Geliebte, ein Hirngespinst, das dafür sorgt, dass Mia Moritz nicht vergisst und eindrücklich von Anna-Maria Kirmse gespielt wird. Als dann der sympathische, wenngleich etwas verpeilte Anwalt Rosentreter, charmant umgesetzt von Bela Specht, Moritz Unschuld beweist, bricht Mias Welt endgültig in sich zusammen, auch wenn ihre geschwätzigen Nachbarinnen, sehr überzeugend dargestellt von Efthimios Chrissidis, Caspar Zacharias-Langhans und Sara Bourwieg, auf verschiedenen Wegen versuchen, Mia wieder in das System zu integrieren und so ihren Status des Wächterhauses zu wahren.

Aber nicht nur Mias Überzeugung von der METHODE wird damit auf eine harte Probe gestellt, auch die ambitionierte Richterin Sophie, die energisch von Greta Angelini dargestellt wird, erkennt, dass die METHODE fehlbar ist und kann mit dieser Erkenntnis das System nicht mehr stützen. Das übernimmt dafür der etwas schmierige systemkonforme Staatsanwalt Bell, der den Prozess Mia Holls an sich reißt und sie am Ende zum Einfrieren verurteilt. Fabio Brilleaud glänzt hier in seiner Rolle als Bell und macht deutlich, wie der Wunsch nach Macht den Menschen zum äußersten treiben kann. 

Das Stück wird zu einem dramatischen Ende zugespitzt, als Mia zum Kanon in D in Nebelschwaden gehüllt, auf ihr Einfrieren wartet, das dann abrupt durch Kramer unterbrochen wird, um zu verhindern, dass aus Mia eine Märtyrerin wird und die Zuschauer*innen mit der Frage zurücklässt, die spätestens seit Corona uns alle umtreibt: Was darf der Staat zum Schutz der Gesundheit?

Die schauspielerischen Fähigkeiten der Darstellenden ist beeindruckend und die Textfülle, die zuweilen die Zuschauer*innen sehr fordern, sprechen gleichzeitig für einen hohen Anspruch dieser dramatischen Umsetzung des Romans. Dass das Stück von den Schüler*innen selbst auf Grundlage des Romans geschrieben wurde, stellt den Abschluss einer dreijährigen DS Ausbildung äußerst gelungen unter Beweis. 

Bravo!